Emden feiert den Matjes – und mit ihm die Seefahrt, den Handel und das bunte Leben am Hafen. Noch bevor die Matjesstände öffnen, ist Emden am Samstagmorgen voller Leben. Zwischen Flohmarkt, Museumshafen und ersten Matjesduftwolken zeigt sich die Stadt traditionsbewusst, offen und bereit fürs Fest.
Der Duft von frisch gebratenem Fisch liegt in der Luft, Möwen kreisen über den Masten, und zwischen maritimen Klängen und Flohmarktständen flanieren hunderte Menschen durch die Emder Innenstadt – es ist der Samstag während der Matjestage 2025. Und obwohl das bunte Treiben auf dem Festgelände noch in den frühen Morgenstunden steckt, ist das Flair der traditionsreichen Veranstaltung bereits überall zu spüren.
Die Matjestage laufen von Donnerstag bis Sonntag, das Fest beginnt an jedem dieser Tage um 11 Uhr. Doch wir sind früh dran: Am Samstagmorgen um 9 Uhr ist Emden bereits wach, aber die Buden noch nicht. Hinter den Kulissen wird eifrig aufgebaut, gespült, dekoriert und vorbereitet. Die ersten Lieferwagen entladen Getränke und Waren, Fahnen werden gehisst, Markisen aufgespannt. Die Spannung liegt in der Luft – es ist diese besondere Zeit zwischen Ruhe und Aufbruch, die ihren ganz eigenen Reiz hat.

Schon am frühen Vormittag füllt sich die Stadt. Zwischen Rathaus und Delft reihen sich die Stände des beliebten Innenstadt-Flohmarkts aneinander. Hier wird gestöbert, verhandelt und gefachsimpelt. Besonders Liebhaber von feinem Porzellan und Silberbesteck kommen hier auf ihre Kosten. Wer Zeit zum Stöbern mitbringt, kann wahre Schätze finden. Ob Teeservice, Schatulle, Schälchen oder Sahnelöffel – für jeden Sammler ist etwas dabei. Die Dekore sind vielfältig, aber eines darf nicht fehlen: Die ostfriesische Teerose.

Nicht weit entfernt glitzert das Wasser des Delft im Sonnenlicht. Im Museumshafen, der zu den schönsten in Norddeutschland zählt, liegen die historischen Schiffe eng aneinandergereiht. Dazwischen tummeln sich Gäste aus anderen Häfen: Traditionssegler aus Hamburg, Groningen oder Bremerhaven haben im Laufe der Woche festgemacht und verleihen dem Hafen ein internationales Flair. Viele Besatzungen sind in Vorbereitung auf die Matjestage angereist und präsentieren ihre Schiffe interessierten Besuchern.
Die Emder Heringsfischerei sicherte vielen Familien ihr täglich Lohn und Brot und blickt auf eine über 450 Jahre lange Tradition zurück.
Highlights im Museumshafen sind der ehemalige Seenotrettungskreuzer „Georg Breusing“ und das Feuerschiff „Amrumbank/Deutsche Bucht“. Die „Georg Breusing“, benannt nach einem Begründer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, war Jahrzehnte im Einsatz und kann heute besichtigt werden. Das imposante Feuerschiff diente früher als schwimmender Leuchtturm auf hoher See – heute ist es ein maritimes Denkmal mit eindrucksvoller Geschichte und Aussicht.

Ein echter Hingucker sind auch die Emder Delftspucker-Figuren, die entlang des Hafenbeckens ihren Platz gefunden haben. Jede von ihnen mit einer eigenen Geschichte, individuell gestaltet und ein wenig verschmitzt. Sie gehören längst zum Stadtbild und werden besonders von Kindern bestaunt – und natürlich fotografiert.

Am anderen Ufer bereiten sich die Stände auf den nächsten Festtag vor. Noch sind viele Zelte geschlossen, aber erste Matjesbrötchen wechseln bereits den Besitzer. In der Luft liegt ein verheißungsvoller Vorgeschmack auf das, was kommt: Musik, Gespräche in unterschiedlichsten Sprachen, und immer wieder der Matjes in allen Varianten. Ob klassisch mit Zwiebeln, als Salat, im Wrap oder auf Schwarzbrot – für Fans des jungen Herings ist die Emder Spezialität ein Muss.
Doch die Matjestage sind mehr als Fisch. Sie sind ein Fest der Begegnung, der Geschichte und der offenen Häfen. Sie verbinden Emder mit Besuchern aus nah und fern, mit Seeleuten und Tagestouristen, mit Kunsthandwerkern und Musikkapellen. Wer an diesem Samstag durch Emden schlendert, spürt genau das: Die Stadt lebt, und sie lädt ein.

Die Fotostrecke zu diesem Beitrag zeigt Eindrücke von einem Tag, an dem Emden sich bereits im Festgewand präsentierte. Ein Streifzug voller Kontraste: von alten Fischkuttern und modernen Marktbuden, von staunenden Kindern und konzentrierten Skippern, von kulinarischen Köstlichkeiten und kleinen Flohmarktschätzen. Emden, so zeigt sich: ist bereit für den Matjes.