Manfred Boldt läuft Marathon und das seit mehr als 30 Jahren. Auch seine Krebserkrankung konnte ihn nicht stoppen. Kämpfen gehört für ihn zum Leben dazu.
Manfred Boldt bindet sich vor der Haustür seine Laufschuhe, stellt sich hin, atmet tief ein und startet langsam durch. Gleich um die Ecke beginnen der Wald und die Wiesen. Die Vögel zwitschern, Eichhörnchen kreuzen den Weg, auf dem Feld stehen Rehe. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint – Natur pur in Hesel in Ostfriesland. „Es ist herrlich“, lacht Boldt. „Ich genieße die frische Luft und das alles noch mehr seit meiner Krankheit“, sagt der 72-Jährige im Vorbeilaufen. Fünf bis zehn Kilometer ist seine Hausrunde Richtung Firrel lang. Er trainiert zur Zeit drei- bis viermal in der Woche gemäß dem Motto „Einmal Läufer, immer Läufer“.

So fing alles an
Das war allerdings nicht immer so. „Als Kind war ich faul, was Sport anging. Mich wollte keiner in der Mannschaft haben“, erinnert sich Boldt augenzwinkernd. Das Einzige, was den 1949 in Hohengaste geborenen Jungen damals interessiert hätte, wäre Fussball gewesen, aber das wollten seine Eltern nicht. Viele Jahre hat Boldt dem Sport den Rücken gekehrt. Als Schriftsetzer bei der Ostfriesenzeitung hatte er wenig Bewegung und war mit 93 kg eher übergewichtig. Das war vor rund 30 Jahren. Damals begann sein laufbegeisterter Chef zu sticheln, dass Boldt den bevorstehenden „Ossiloop“ bestimmt nicht schaffen würde. ‚Dem zeig ich es‘ hat Boldt damals gedacht und mit einem harten Trainingsprogramm begonnen. „Anfangs bin ich 500 Meter gelaufen, dann 1000 und immer so weiter“, erinnert sich der heute durchtrainierte Rentner, an das Jahr 1990. Stolz erzählt er, für den Ostfriesland Heimat bedeutet, wie er vier Monate später beim „Ossiloop – von Leer nach Bensersiel“ an den Start ging, und es nach sechs Stunden 11 Minuten und 44 Sekunden doch ins Ziel geschafft hat.
Ossiloop
Klaus Beyer, ein Lehrer in Ostfriesland, schaffte dieses neue Format. Am 1. Juni 1982 gab es den ersten Lauf von Leer ans Meer mit 24 Dörlopern. 25 Jahre später ist der Lauf mit über 1000 Teilnehmer das größte Laufereignis in Ostfriesland. 2006 übergab Beyer die Organisation an Edzard Wirtjes, der die Organisation in Zusammenarbeit mit dem Verein Fortuna Logabirum seit 2007 leitet. Klaus Beyer verstarb im Oktober 2013 an einem Krebsleiden.
Nächster Ossiloop 28. April – 15. Mai 2026
Quelle und weitere Informationen unter www.ossiloop.eu

Laufen wurde zur Leidenschaft
Damit war das Eis gebrochen. Boldt wurde mit über 40 Jahren zum begeisterten Sportler. Laufen stand nun an der Tagesordnung. Entgegen kam ihm seine Mittagsschicht bei der Zeitung, so dass er morgens sein persönliches Laufprogramm absolvieren konnte. Jeden Morgen um acht Uhr lief er eine Stunde lang zwischen fünf und zehn Kilometer weit. „Danach habe ich mich gut gefühlt und war fit“, so Boldt. „Das Laufen hat mir den gewissen ‚Kick‘ gegeben.“ Sonntags trainierte er dann in einer Gruppe. Dort erfuhr er von Marathonläufen. Die Teilnahme daran wurde zu seinem nächsten erklärten Ziel. In Vorbereitung darauf steigerte er zwei seiner wöchentlichen Trainingseinheiten auf je 30km Länge, für die er drei Stunden unterwegs war. 1992 war es dann soweit. In Steinfurt bei Münster lief er seine ersten 42,195 km in knapp unter vier Stunden (3:59:30). „Es war der Hammer“, lacht der Ostfriese, der den Moment, als er dieses erste Abzeichen für die erfolgreiche Teilnahme an einem Marathon in den Händen hielt, als sehr bewegend beschreibt.
Ziele setzen
An 75 Marathons hat Boldt bnis heute u.a. in Luxemburg, den Niederlanden, der Schweiz und Deutschland teilgenommen. 1993 stand dann sein erster 100-Kilometer-Lauf auf dem Programm. 12 Stunden ist er bei diesem Volkslauf in Winschoten (Niederlande) am Stück gelaufen. Lediglich für Trinkpausen gab es kurze Stopps. „Das war herrlich, weil es ein riesiges Straßenfest war. Musikkappellen haben gespielt, die Menschen vor den Häusern gesessen und die Läufer angefeuert. Das ist dort immer eine besondere Atmosphäre“, beschreibt Boldt dieses Ereignis. Wie er das geschafft hat? „Man muss den Kopf ausschalten, dann geht’s weiter“, erklärt er.

Das war aber noch nicht alles. Ab 1995 folgten auch 24-Stunden-Läufe. Dabei handelt es sich um sogenannte Ultramarathons, bei denen die Läufer in 24 Stunden eine möglichst weite Strecke zurücklegen. ‚Was Ihr könnt, kann ich auch‘ dachte sich Boldt und machte zweimal bei einem solchen Lauf mit. Strecken von 150 bzw. 170 Kilometern hat er dort zurückgelegt. Kritisch wurde das Durchhalten nur, als es dunkel wurde, sagt er selbst. Doch dann wäre es umso schöner gewesen, wie sich die Läufer gegenseitig angespornt und motiviert hätten. Aber auch das war Boldt noch nicht genug. Er wollte sich noch weiter steigern, doch dann hat ihm das Schicksal einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Diagnose Krebs
Als Boldt 2005, mitten im Training für einen 48-Stunden-Lauf, von heute auf morgen die Diagnose Krebs bekam, fiel er erstmal in ein Loch. Therapien und viele Krankenhausaufenthalte folgten. „Aber den Mut hab ich nie verloren“, stellt er rückblickend fest. Ein Leben ohne das Laufen konnte und kann Boldt sich nicht vorstellen. „Ich hab von Anfang an gesagt: ‚Ich komme zurück‘“, berichtet er weiter. Ein Marathonläufer muss Durchhaltevermögen haben und kämpfen können. Diese Eigenschaften sowie die Unterstützung seiner Frau und Tochter haben ihm durch diese Krise geholfen.
Sein Rat für alle Menschen, die ähnlich schlimme Zeiten durchleben:
- niemals aufgeben
- es gibt immer einen Weg
- stets nach vorne schauen und weitermachen
- fröhlich bleiben
- und nie den Mut verlieren!

Keine drei Jahre später begann er seine „zweite Läuferkarriere“ wieder genau dort, wo sie aufgehört hatte, nämlich 2008 in Wellen. „Dieses Ziel hatte ich die ganze Zeit vor Augen“, unterstreicht Boldt. Bereits während der Therapie animierte ihn sein Onkologe wieder aktiv zu werden. „Lothar sagte eines Tages zu mir:‘Besorg dir Stöcke und geh walken‘“, erzählt Boldt. „Das machte ich und so schaffte ich schnell den Wiedereinstieg in den Sport, der mir Kraft gab.“ Auch während seiner einmonatigen Reha-Maßnahme in Bad Homburg schickten ihn seine Ärzte, die selbst Triathleten waren, zum Laufen in den nahegelegenen Wald. „Für dieses Verständnis und ihre Motivation bin ich dankbar“, betont Boldt, der sich nun ein neues Ziel gesteckt hat: den „17. swb-Marathon“ am 2. Oktober 2022 in Bremen.

Marathonlauf
Der Marathonlauf (kurz „Marathon“ genannt) ist eine auf Straßen oder Wegen ausgetragene sportliche Laufveranstaltung und zugleich die längste olympische Laufdisziplin in der Leichtathletik, deren Streckenlänge 1921 auf 42,195 Kilometer festgelegt wurde.
Die Distanz ist bei den Olympischen Spielen 1908 endgültig festgelegt worden. Ergeben hat sich diese durch die Entfernung zwischen dem neuerbauten Olympiastadion und dem Startpunkt vor der königlichen Loge.
Quelle: wikipedia
Zweimal um die Erde und zurück?
„Bestimmt bin ich insgesamt bereits zwei- bis dreimal um die Erde gelaufen“, lacht Boldt, den auch die Pandemie bei der Ausübung seines Sports weitestgehend nicht eingeschränkt hat. Denn ‚jwd‘-Laufen gehe immer. Bedauerlich sei allerdings, dass der Lauftreff bei der Lebenshilfe zur Zeit nicht stattfinden darf. Dort engagiert sich Boldt zusätzlich als Begleitläufer für Menschen mit Behinderungen und ist bei deren Wettkämpfen mit von der Partie. „Diese Menschen sind so dankbar, es macht einfach einen Riesenspaß“, sagt ‚de Loper abschließend.
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