Seit 30 Jahren kann man auf dem Ekenhoff reiten und seine Ferien verbringen. Inzwischen kommen viele Gäste bereits in der zweiten Generation.
„Ekenhoff“ ist plattdeutsch und bedeutet „Eichenhof“. Der Name ist Programm, denn die Zufahrt zum Hof ist von Eichen gesäumt. Wer hier Ferien macht, wird bereits mit dem Einbiegen in die Zufahrt entschleunigt. Etwas außerhalb von Esens, mitten im Grünen, liegt der Ferienhof von Detlef Janßen und Elke de Buhr.
Pures Glück

Wenn die Kinder glücklich sind, haben auch die Eltern entspannte Ferien. „Genau diese unbeschwerte Zeit bieten wir unseren Gästen auf unserem Hof“, sagt Elke de Buhr. Viele Gäste kommen bereits in der zweiten Generation hierher und buchen bei Abfahrt gleich wieder für das nächste Jahr. Annika macht, seit sie 15 Jahre alt ist, jedes Jahr auf dem Ekenhoff Urlaub. „Inzwischen bin ich 37 und genieße die Zeit hier mit meiner Tochter Frida“, sagt sie lachend. Frida ist – wie viele Mädchen – eine kleine Pferdenärrin, die über das ganze Gesicht strahlt, wenn sie hoch zu Ross sitzt. Man sieht ihr das Glück an. Aber nicht nur die kleinen Mädels fühlen sich beim Reiten entspannt und zufrieden, auch bei den Großen wirkt die Leidenschaft für die Pferde ansteckend. So ging es Steffi aus Bremen, die nach ihrem ersten Urlaub auf dem Ekenhoff vor vielen Jahren ihre Liebe zu Pferden und der Reiterei wieder neu entdeckt hat. Kurzentschlossen kaufte sie daraufhin mit ihrer Familie ein eigenes Pferd, das sie seitdem immer mit auf den Ekenhoff bringen. „Urlaub mit eigenem Pferd – auch das ist bei uns möglich“, sagt Elke de Buhr lachend.

Wer kein eigenes Pferd hat, kann sich schnell mit einem der 13 Ponys auf dem Hof anfreunden. „Am besten funktioniert das beim Striegeln und verwöhnen der Ponys vor und nach den Ausritten“, erklärt de Buhr. Während sie das erzählt, striegeln rund 10 Kinder im Hintergrund hingebungsvoll Pferderücken und kratzen Hufe aus. Das friedliche Treiben strahlt Ruhe aus. Diese freundliche Zuwendung und die gemeinsame Zeit mit den Tieren lässt schnell enge Bande entstehen. „Die Reiter wie die Familien lernen die Pferde kennen, nach einigen Tagen können zumindest die Kinder jedes Pony mit seinem Namen anreden“, schmunzelt sie. Flicka, Cleo, Martin, Molly, Spuky, Trixi…
Morgendliche Ausritte
Jeden Morgen um 10 Uhr bricht ein Team des Ekenhoffs mit den Gästen zur sogenannten Ponywanderung auf. Etwa eine Stunde dauert die Runde, die durch den naheliegenden Schooer Wald führt und die für Anfänger wie Fortgeschrittene geeignet ist. Die Reiter erwartet ein naturbelassenes Waldstück mit malerischen Wegen und Vogelgezwitscher – Entspannung pur. „Und langweilig wird es nie“, bestätigt ein junges Mädchen, das an diesem Tag auf der 18-Jährigen Chica sitzt und auch schon seit sechs Jahren mit ihrer Familie auf den Ferienhof kommt. „Im Wald zu reiten, ist toll.“

Ungefähr eine halbe Stunde bevor die Wanderung startet, beginnt reges Treiben bei der Sattelkammer und auf dem Putzplatz. Pferde werden von der Koppel geholt, Sattel und Decken geschleppt und Trensen sowie Führstricke bereitgelegt. Und natürlich werden die Ponys gestriegelt und gestreichelt. Am sogenannten Ponybahnhof wird aufgesessen. Dort liegt ein dicker Baumstamm, der das Aufsteigen erleichtert. Sind alle Reiter fest im Sattel, setzt sich die Karawane in Bewegung. Im Schritt wandern Reiter, Ponys, und Begleiter los. Bunt und fröhlich sieht die Gruppe aus, die den Hof über die lange Einfahrt Richtung Wald verlässt. Kinderlachen, und munteres Geplapper hört man – aber kein Hufgetrappel. Warum? „Weil unsere Ponys keine Hufeisen haben“, erklärt Elke de Buhr. Auf den Waldböden und Feldwegen brauchen sie diese nicht. Statt eines neuen Hufbeschlags bekommen die Ponys alle sechs Wochen eine Pediküre vom Hufpfleger.

Am Anfang der Woche startet die Ponywanderung mit einer einfachen Strecke. Mit jedem Tag steigt der Schwierigkeitsgrad. „Insgesamt stehen uns ca. 8 Touren zur Auswahl, die wir variieren können“, erklärt de Buhr. Die Vögel singen, die Sonne spielt mit Licht und Schatten zwischen den hohen Nadelbäumen. Der Weg ist etwas feucht. Es hat die letzten Tage viel geregnet. Aber das stört hier keinen, denn das kann in Ostfriesland auch im Sommer passieren. Das norddeutsche Wetter ist oft wechselhaft. Wer in Esens schon seit Jahren Reiterferien macht, hat das richtige Schuhwerk und auch eine Regenjacke im Gepäck.
Nur schmutzige Pferde sind glückliche Pferde
Die Tour führt zunächst am Waldrand entlang und biegt dann in einen Waldweg ein. Eine Bäke und viele Nadelbäume säumen den Weg. Dann geht dieser in einen Pfad mit vielen kleinen Gräben über. Die Anforderung dieser Tour ist höher, das Gelände ist uneben und somit eine kleine Herausforderung für die Reiter. Doch die Ponys kennen jede Hürde und meistern diese ruhig und gelassen, wenn auch sehr individuell. Martin springt leicht über die Unebenheiten. Cleo macht einfach einen großen Schritt und Molly versucht sich daran vorbeizuschlängeln. Aber alle achten dabei auf ihre Reiter. Sogar der vierjährige Aaron hat die Tour mit dem 27 Jahre alten Shetlandpony Martin mit viel Spaß gemeistert. Wenn die Gruppe zurückgekehrt ist, sind Pferde und Reiter meist ein wenig geschafft, aber glücklich. Zum Ausklang wird noch einmal geputzt, und den Ponys merkt man bereits die Vorfreude auf das frische Grün auf der Weide an.
Im Trab und Galopp zum Wasserloch
Im Anschluss an die Ponywanderung finden weitere Ausritte für erfahrenere Reiter statt. Dann stehen Trab und Galopp auf dem Programm. Ein Highlight ist die Tour zum Wasserloch. „Wer sicher Galopp reitet, hat viel Spaß bei dieser zweistündigen Tour“, sagt Elke de Buhr. „Der Fahrverein hat dort mal eine Wasserstelle angelegt, durch die man sogar mit der Kutsche fahren konnte.“ Die Ponys können dort durch das Wasser laufen, was besonders an heißen Tagen für Begeisterung bei Menschen und Tier sorgt. „So manch ein Reiter ist hier schon nass geworden“, erzählt de Buhr lachend. Meist legt die Gruppe dort eine längere Pause ein, um vor dem Rückweg zu verschnaufen und den Pferden beim Toben und Trinken zuzuschauen. Außer dieser Tour gibt es noch andere attraktive Routen für Ausritte, entlang der renaturierten Moorweiden im Naturschutzgebiet Ochsenweide bis hinein in den Schafhauser Wald.

Wie die Pferde zu uns kamen
Als Christian Janßen, Detlef Janßens Vater, 1993 in Rente ging, hatte er die Idee, Pferde anzuschaffen. „Mein Vater wollte noch etwas tun“, blickt sein Sohn zurück. Pferde mochte Christian Janßen schon immer sehr. Er wollte eine Kutsche bauen und kaufte kurzentschlossen zwei Haflingerfohlen: Asta und Mira. Die beiden sollten als Kutschpferde ausgebildet werden. Mit ihnen bot die Familie Janßen später Planwagenfahrten an. „So kam das mit den Pferden ins Rollen“, sagt Detlef Janßen, der den Hof heute in der fünften Generation bewirtschaftet. Seine Großeltern und seine Eltern führten dort vorher einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Kühen und Sauen. Detlef Janßen übernahm diesen 1990 als staatlich geprüfter Landwirt. Da Pferde auch Detlef faszinierten, schafften sie weitere an. Das erste Pony hieß „Mücke“ und war ein Shetland Pony. Bald kamen die beiden Shettys „Ernie“ und „Bert“ dazu. Als Ernie vom Anhänger lief, sagte Detlefs Mutter Ilfriede damals: „Das Pony ist so häßlich, das will ich nicht behalten.“ Ernie war rundlich oder eher etwas dick und nicht besonders hübsch. „Aber es hatte einen tollen Charakter und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Im Nachhinein war Ernie unser allerbestes Reitpony“, erinnert sich der Landwirt. Mit Flicka ging es später seiner Frau ähnlich. Als er die gescheckte Stute mitbrachte, lehnte Elke de Buhr diese ab. Sie fand keinen Zugang zu dem neuen Pony. Nur langsam näherten sich die beiden an. „Heute ist unsere 16-Jährige Flicka ein großartiges Reitpony. Ich habe sie schätzen und lieben gelernt“, betont de Buhr. Mit den Ponys kam damals die Nachfrage nach Ferienwohnungen auf. Da Detlef Janßen die Ausbildung zum staatlich geprüften Landwirtschaftsleiter mit dem Schwerpunkt „Urlaub auf dem Bauernhof“ auf der Fachschule Landwirtschaft in Jever absolviert hatte, wurde dieses ein Projekt für die Zukunft.

Dann lernte Janßen auf dem Schützenfest in Esens 1996 die gelernte Hotelfachfrau Elke de Buhr kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Die beiden wurden ein Paar. Ein Jahr später bauten sie gemeinsam den Kornboden über dem Stall in die erste Ferienwohnung um. 1998 folgte der Bau eines neuen Hauses mit Ferienwohnung für sie selbst. Peu à peu ging es weiter. Alle Umbauarbeiten und Ausbauarbeiten erledigten die beiden selbst. Heute stehen ihren Gästen sieben Ferienwohnungen in unterschiedlichen Größen zur Verfügung. 2015 wich der Schweinestall einem Stall für Pensionspferde. De Buhr und Janßen, die mittlerweile vier erwachsene Kinder haben, gestalteten den Ekenhoff, dem Detlef Janßens Vater seinen Namen gab, in einen Ferienhof mit Reitangeboten und Bauernhoftieren um. Neben Aushilfen haben die Hofeigentümer seit dem letzten Winter eine festangestellte Mitarbeiterin und seit März haben sie von Pensions- auf Selbstversorgerstall umgestellt.
Ein Leben mit den Pferden
„Nur schmutzige Pferde sind glückliche Pferde“, meint Elke de Buhr lachend. In ihrer Familie, zu der auch der Münsterländer Leo gehört, dreht sich alles um die Pferde und natürlich auch die anderen Tiere wie das Schwein Sissi, die Gänse, Hühner, Ziegen und neun Schottische Hochlandrinder. Das Paar kann so manche Anekdote von ihren Pferden erzählen: beispielsweise über den Isländer Spuky. Spuky sollte ein schwieriges Pony sein. Die Vorbesitzer hatten versucht, es zu verkaufen und untergestellt – erfolglos. Als es in einem rund fünf Kilometer entfernten Stall nicht mehr bleiben konnte, entschieden sie sich, den Isländer zu übernehmen. Der damalige Besitzer kam mit dem Pony durch den Schooer Wald zu Fuß nach Neugaude gelaufen. „Es war ein bisschen wie in der Weihnachtsgeschichte. Es hatte geschneit und war kurz vor Weihnachten“, erinnert sich Elke de Buhr. Irgendwann kam der Anruf, dass sie sich verlaufen hätten. „Detlef machte sich auf die Suche, fand die beiden und brachte Spuky auf den Ekenhoff. De Buhr und Janßen lernten das Pony kennen und freundeten sich mit ihm an. Bis heute ist der Rappe bei uns, fühlt sich pudelwohl und ist ein ganz beliebtes Reitpony“, so de Buhr augenzwinkernd.

„Unsere drei Töchter und auch unser Sohn sind leidenschaftliche Reiter und haben immer gerne mitgeholfen. Wenn sie Zeit haben, tun sie das auch heute noch“, freut sich Elke de Buhr über den funktionieren Familienbetrieb. Lachend erzählt sie von einem Erlebnis, als eine ihrer Töchter als kleines Mädchen einen geführten Ponyausritt mit ihrem Mann unternahm. Er ließ nur kurz den Führstrick los, um ein paar Brombeeren zu pflücken, da lief Ernie los. „Sie kannte ja den Weg“, lacht sie. Je schneller der Papa wurde, um so schneller wurde auch Ernie und galoppierte schließlich nach Hause. Ihre Tochter hat sich wacker auf dem Pferderücken gehalten, aber der Vater war von dem Sprint etwas geschafft, als sie auf dem Hof ankamen. Ihre Tochter dagegen war begeistert. „Und begeisterte Reiter sind einfach das Schönste.“
Weitere Informationen
Elke de Buhr und Detlef Janßen
Ihne-Heiken-Weg 2a
26427 Esens – Neugaude
Telefon: 04977 / 912955
Telefax: 04977 / 912957
E-Mail: anfrage@ekenhoff.de
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