Ostfriesenkunst digital

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Meist malt Fenna Harms ostfriesische Motive, wenn sie auf Reisen ist und erschafft damit Kunst, die für Ostriesen in aller Welt ein Stück Heimat bedeutet.  

Ihr Hobby ist ihre Berufung und vielleicht bald ihr Beruf, von dem sie leben kann. Der Grundstein ist gelegt. Sie ist auf dem Weg, ihren Traum in die Tat umzusetzen. „Als Künstlerin selbständig zu sein und davon leben zu können, wäre großartig“, sagt Fenna Harms. Vor allem aber möchte sie glücklich in ihrem Job sein.  

Einfach machen  

Fenna Harms sprüht vor Kreativität und Energie. Die 22jährige Ostfriesin packt die Dinge im Leben an und zieht sie durch. „Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann klemme ich mich dahinter, und es geht ganz schnell“, erklärt sie lachend. So hat sie gerade mit der Entwicklung eines neuen Tools für ihre Website begonnen und dieses in eineinhalb Wochen implementiert. Harms ist autodidaktisch unterwegs. „Ich bringe mir gerne Sachen bei“, sagt sie selbst. Im Internet fände man immer entsprechende Anleitungen. Will sie etwas Neues lernen, probiert sich Harms aus. So ist sie zur digitalen Kunst gekommen.  

Später war die Kunst  

Dabei haben die Kunst und das Kreative lange Zeit kaum eine Rolle in ihrem Leben gespielt. In Schulzeiten war Harms eher naturwissenschaftlich orientiert. Nach dem Abitur wollte sie erst Medizin studieren, hat dann aber doch einen anderen Weg eingeschlagen. „Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber“, blickt sie zurück. Denn hätte sie damals gleich angefangen zu studieren, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen.  

So ging Harms zunächst als AuPair für ein Jahr nach London, genauer gesagt nach Wimbledon. Dort lebte sie in einer vierköpfigen Familie, in der sie sich vorwiegend um die Tochter im Grundschulalter kümmerte. Mit dem Mädchen malte und bastelte sie täglich, was beiden großen Spaß bereitete. „Einmal pro Woche bin ich mit zwei Freundinnen ins Kunstmuseum gegangen“, erinnert sich Harms an diese besondere Zeit in England.

Das war der Beginn einer großen Leidenschaft. Sie sprudelte plötzlich vor Ideen, denn Inspirationen gab es in der britischen Hauptstadt genug. Mit der Gestaltung ihres ersten Bullet Journal, einem Notizbuch zur Planung von Terminen, Erinnerungen, Listen, Brainstormings und anderen organisatorischen Aufgaben, kam der Stein ins Rollen. „Meine Freundinnen sagten damals, dass ich es unbedingt zeigen müsse“, freut sich Harms. Das war der entscheidende Moment, in dem sie ihrem Leben eine neue Richtung gab. „Meinen ersten Post auf Insta habe ich noch aus London heraus gemacht“, berichtet die junge Künstlerin. Ein Etsy-Shop folgte, indem sie 2019 erste Sticker und Magnete anbot, während sie ein Studium der Ernährungswissenschaften in Gießen begann. Ganz los ließ sie die Naturwissenschaft nämlich nicht. „Ich wollte doch erst eine fundierte Ausbildung als Basis haben. Denn ich wusste ja noch nicht, wie sich meine Kunstidee wirklich entwickeln würde“, sagt Harms. 

Etsy

Etsy ist der weltweite Marktplatz für einzigartige und kreative Waren. Dort finden sich einzigartige, außergewöhnliche, handgemachte Stücke als Geschenkideen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Menschlichkeit im Handel.

www.etsy.com

Corona brachte Harms voran 

Mit großen Schritten ging es in der Pandemie für die gebürtige Ostfriesin voran. „Das war der positive Aspekt dieser schwierigen Zeit“, sagt sie selbst. Als die Uni schloss, hatte die Studentin Zeit, sich künstlerisch weiterzuentwickeln. Sie nutzte den Lockdown. „Mit meiner Familie und meinen Freunden konnte ich Ideen spinnen“, lacht sie. Sie probierte Techniken aus und entwarf viele Motive für spätere Kunstdrucke. Aber sie entschied auch, was sie nicht weiterverfolgen wollte. „Ich liebe Tüddelkram, aber meine Kunst sollte keiner sein“, erklärt sie lachend. Ihr ganz persönliches Ziel ist es, Kunst zu schaffen, die qualitativ hochwertig und nachhaltig ist.  

Umweltbewusst, nachhaltig und sozial engagiert 

Der Umweltaspekt ist ein zentrales Thema für Harms. Sie beschäftigt sich intensiv mit Papieren und Druckarten und auch mit dem Recycling von Materialien. Folien verwendet sie zum Beispiel mehrmals, auch verschickt sie ihre Kunstwerke durchaus in Verpackungen, die sie schon mal benutzt hat. „Ich bin achtsam und versuche die Umwelt, so gut es geht, zu schonen. Wir haben nur eine Erde!“, beschreibt sie ihre Motivation. Ihre Blöcke und Postkarten lässt Harms auf 100%-Recycling-Papier drucken. Für ihre Kunstdrucke gestaltete sich die Suche nach einem Papier, das eine gute Haptik besitzt und umweltschonend ist, nicht ganz so einfach. Sie hat sich für einen Kompromiss entschieden, der Qualität und Nachhaltigkeit miteinander verbindet. Aus diesem Grund geht Harms von der Massenware weg und bietet ihre Kunstdrucke in kleinen limitierten Auflagen an – auf einem Papier, für das weniger Chemikalien bei der Herstellung verwendet werden als für andere.   

Ich bin achtsam und versuche die Umwelt, so gut es geht, zu schonen. Wir haben nur eine Erde!

Aber nicht nur die Umwelt umtreibt die Künstlerin, sondern auch die Menschen. „immer wieder höre ich von jungen Frauen, dass sie es toll finden, was ich tue, dass sie selbst auch eine Leidenschaft haben, aber sich nicht trauen, etwas daraus zu machen“, berichtet Harms, die vor kurzem ihre Kunst bei der Landpartie Schloss Gödens präsentiert hat. Da möchte sie unterstützen. „Ich will diesen Frauen helfen, ihr Ding zu machen“, betont Harms. Angefangen, anderen Menschen zu helfen, hat sie bereits vor kurzem mit einer ersten Spendenaktion, bei der 1 Euro jedes Drucks an eine gemeinnützige Organisation in ihrem Heimatort Wiesmoor geflossen ist.  

Heimatverbunden 

Harms ist gerne in der Welt unterwegs. London und Paris haben es ihr angetan. Wo sie ihre Zelte demnächst aufschlagen wird, wenn sie ihre Bachelor-Arbeit und damit ihr Studium abgeschlossen hat, weiß sie noch nicht genau. Aber eines ist sicher: „Ostfriesland ist und bleibt meine Heimat. Hier werde ich immer wieder sein“, betont sie. Als sie für einen Schüleraustausch in Brasilien war, ist ihr dies besonders bewusst geworden. „Es ist so schön, dass man hier immer überall anklopfen kann und einen Tee bekommt“, sagt sie lächelnd. Sie liebt die ostfriesische Gemütlichkeit und die Natur. Wenn sie auf Reisen ist, malt sie verstärkt ostfriesische Motive. So sind u.a. die ostfriesische Teerose und die Teetassen entstanden. „Das ist wohl meine Art, mit dem Heimweh umzugehen“, sagt sie. 

Wiesmoor

Wiesmoor ist die jüngste Stadt Ostfrieslands und mit 13.372 Einwohnern die zweitkleinste nach Esens. Sie liegt im mittleren Teil des Ostfriesischen Zentralhochmoores, das auf einem Höhenrücken, dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Geestrücken, verläuft. Entstanden ist Wiesmoor im Zuge der Industrialisierung durch die industrielle Abtorfung des Moores.

Von Blumen, Tieren und anderen Motiven 

Mit einer Floristin als Mutter sind Blumen für Harms seit ihrer Kindheit täglich präsent. Da ist es nicht überraschend, dass sie ganz unterschiedliche Blüten mit Vorliebe malt – mit Bienen oder ohne. Aber auch Tiere stehen bei Harms hoch im Kurs. Neben Hunde- und Pferdemotiven, die oft als Geburtstagsgeschenke bei Harms in Auftrag gegeben werden, dreht es sich immer wieder um die typisch ostfriesische Teetasse gefüllt mit Ostfriesentee – mal von oben, mal von der Seite, mal mit Wölkchen, mal schwarz.  

In London ist Harms dann die Idee für ihren ganz persönlichen Stadtplan gekommen. Sie hat einen Ausschnitt des Londoner Stadtplans nachgezeichnet und diesen mit Motiven versehen, die aus ihrem Blickwinkel charakteristisch für die Stadt bei ihrem Besuch waren und nicht nur zu den typischen Sehenswürdigkeiten gehören. „Für mich war das eine Art der Orientierung. Ich mag wissen, wo ich stecke“, berichtet Harms, deren Vater schon in ihrer Kindheit Landkarten von oben gemalt und damit sicher auch einen Anstoß in diese Richtung gegeben hat.  

Individueller Blick auf Ostfriesland  

Was mit London anfing, hat Harms dann für Ostfriesland adaptiert. So entstand ihre erste Ostfriesland-Landkarte mit Motiven, die die Ostfriesin mit ihrer Heimat verbindet. Dazu gehören Leuchttürme, Windräder und Windmühlen, Kühe, Möwen, Fischkutter sowie natürlich die mit Ostfriesentee gefüllte Teetasse. Seit kurzem kann nun jeder Ostfrieslandbegeisterte seine ganz persönliche Ostfriesland-Landkarte zusammenstellen. Rund 40 Motive hat Harms entworfen, aus denen der Kunde wählen und die er entsprechend auf der Landkarte platzieren kann. „Wer zum Beispiel auch sein eigenes Haus abgebildet haben möchte, kann einfach ein Foto hochladen und ich male es für diesen Kunden“, erklärt Harms das Konzept. So entstehen mit Hilfe dieses speziell entwickelten Tools individuelle Kunstwerke, die ein wunderbares Geschenk darstellen „Oder die ein Stück Heimat in der Ferne vermitteln“, unterstreicht Harms, die weiß, dass die Landkarte besonders bei Ostfriesen in aller Welt sehr beliebt ist. 

Nähere Informationen über Fenna Harms und ihre Kunst sowie einen Onlineshop gibt es unter www.fennaharms.com

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